Das Arbeitserziehungslager für Frauen in Fehrbellin [1]


Überreste des ehemaligen Arbeitserziehungslagers für Frauen In der Luchsiedlung vor dem Gelände der ehemaligen Bastfaser GmbH sind nur noch vereinzelte Überreste des ehemaligen Arbeitserziehungslager Fehrbellin vorhanden. Auf diesem Gelände, das heute als Abstellplatz dient, wurde vor ca. 60 Jahren das Frauenarbeitserziehungslager Fehrbellin errichtet. Am 28. Mai 1942 trafen die ersten 50 Häftlinge aus der Schwesterfabrik der Bastfaser GmbH, dem 1937 gegründeten Hanfwerk Rhinow, in Fehrbellin ein.

Die Ruine der Bastfaserfabrik

Topographie des Lagers

Aus Zeitzeugenberichten geht hervor, dass das Lager aus einem von zwei Reihen Stacheldrahtzaun umgebenen Baracken-Karree bestand. Neben dem nördlich zur Fabrikstraße hin gelegenen Lagertor befanden sich die Aufnahme- und Polizeiräume, der Speisesaal, die Häftlingsbaracken, die Küche sowie die Waschküche und die Desinfektionsräume. In der Mitte dieses Karrees war der mit staubiger Schlacke belegte Appellplatz und weiter außerhalb die Nähwerkstatt und der Strafbunker.

"Der Strafbunker hatte etwa ein Quadratmeter große Zellen, in denen man nur stehen oder auf dem Fußboden sitzen konnte". [2]

Aus den an das Lager grenzenden Siedlungshäusern konnte man damals auf den Appellplatz sehen.

In diesen Baracken war die Lagerführung des AEL untergebracht. Obwohl das Arbeitserziehungslager Fehrbellin der Stapostelle Potsdam unterstand, wurden die Häftlinge meist durch die Stapoleitstelle Berlin dem Lager zugewiesen. Neben der Gestapo waren verschiedene andere Einheiten in der Bewachung des Arbeitserziehungslager (AEL) tätig, so gab es unter anderem auch Wachpersonal aus den umliegenden Dörfern, die durch Inserate in der Tageszeitung angeworben wurden. Die Bewachung der Mädchen und Frauen erfolgte hauptsächlich durch Aufseherinnen. Es gab aber auch männliche Bewacher, beispielsweise die Vorarbeiter in der Bastfaserfabrik, in der die Häftlinge arbeiten mussten. Die Überwachung wurde nicht nur durch die Bewacher gewährleistet, sondern auch durch so genannte Barackenälteste, die die Einhaltung der Anweisungen in den Baracken überwachten. Dabei gingen sie meist, wie auch das Lagerbewachungspersonal, sehr brutal mit den Arbeiterinnen um.

Zahl und Herkunft der Häftlinge

Das Lager war ursprünglich für insgesamt 220 Insassinnen ausgelegt. Die Zahl der Inhaftierten stieg von gut 200 im Februar 1943 auf fast 500 im Februar 1944, bis zum Maximum von knapp 600 Inhaftierten im August 1944. Danach schwankte die Zahl zwischen 300 und 500 Häftlingen. [3]
Insgesamt waren in den 35 Monaten des Bestehens des AEL schätzungsweise 8000 bis 10000 Frauen inhaftiert. Die Arbeiterinnen waren meist ausländischer Herkunft, die in Berlin oder Brandenburg Zwangsarbeit leisteten, aber von der Gestapo beziehungsweise von den Firmen als "vertragsbrüchig" oder "Arbeitsverweigerer" eingestuft worden sind und als "arbeitsunlustige Elemente" [4] deformiert waren. Überwiegend waren französische, russische und polnische Häftlinge inhaftiert, darüber hinaus gab es auch deutsche Insassinnen.
Ursprünglich war von der Gestapo eine einmalige, 56 Tage lange Haft vorgesehen. Dies wurde in der Realität nicht umgesetzt, da bei besonders "arbeitsunlustigen Elemente[n]" der Aufenthalt meist verlängert wurde. Die Einweisung erfolgte ohne Gerichtsverfahren und ohne Bekanntgabe der Haftdauer.

Lebensbedingungen und Alltag der Häftlinge

Die meisten Häftlinge waren Zwangsarbeiterinnen, deren Gesundheitszustand schon vor der Ankunft im AEL bedenklich war. Jedoch verschlechterte sich ihr körperlicher Zustand während des Aufenthaltes im AEL drastisch. Die oftmals minderjährigen Häftlinge besaßen unzureichende Bekleidung und litten unter Hunger und schlechten hygienischen Verhältnissen und unzureichender medizinischer Versorgung. Weiterhin war keine Seife, Ersatzwäsche oder warmes Wasser vorhanden. Bereits kleine Wunden entzündeten sich schnell und verursachten schwere Krankheiten.
Stundenlangen Appelle und sadistische Strafen gehörten zum Alltag.

"Die Gefangenen arbeiteten vor allem beim Dreschen vor dem Trockner, wo sie die schweren Hanfgarben mit einer Heugabel in die Dreschmaschinen werfen mussten, aber auch in der Hanf- und Flachsentholzung sowie bei Außenarbeiten." [5]

Es wurde Tag und Nacht in zwei Schichten à zwölf Stunden gearbeitet. Auch an Sonntagen gab es keine freie Zeit für die Häftlinge. Es mussten Putzarbeiten im Lager verrichtet werden oder ortsansässige Gärtner nahmen sie mit zur Arbeit in ihrer Gärtnerei.
Außerhalb der Arbeitszeit mussten die Häftlinge entweder zum Appell stehen oder in den Holzbaracken bleiben.