Ein Wochenende mit Folgen


Nachdem wir im September 2002 ein Seminar zum Nationalsozialismus besucht hatten und daraus eine Ausstellung zum Belower Wald entstand, wollten wir mit unseren Seminarteamern Akim und Micha ein weiteres Seminar machen. Diesmal beschäftigten wir uns mit dem Arbeitserziehungslager (AEL) Fehrbellin. Wie beim letzten Mal war nur ein einmaliges Wochenendseminar geplant, woran wir allerdings erfahrungsgemäß (das letzte Mal waren es am Ende drei Seminare) nicht glaubten.

Wir fuhren vom 27.2.04 bis zum 29.02.04 in die DGB-Jugendbildungsstätte nach Flecken-Zechlin. Dort erarbeiteten wir uns am Freitagabend die theoretischen Grundlagen und setzten uns besonders mit dem Arbeitsbegriff auseinander. Der Samstag war vormittags mit der Vorbereitung der Fahrt nach Fehrbellin gefüllt, was bedeute, dass wir uns in Gruppen aufteilten, Fragen ausdachten, die Zeitzeugengespräche und die Führung über das ehemalige AEL vorbereiteten.

Beim Seminar

Nach dem Mittagsessen ging es endlich los nach Fehrbellin. Dort angekommen zeigte uns Cord Pagenstecher, ein Historiker von der Berliner Geschichtswerkstatt, das Gelände des ehemaligen AELs. Zu dieser Führung waren sowohl die Bürgermeisterin Fehrbellins, der Ortsbürgermeiser, der Jugendbeauftragte als auch ein geschichtsinteressierter Fehrbelliner und ein Zeitzeuge hinzugekommen. Zu unserem Bedauern wurde die letzte Baracke des Lagers drei Wochen zuvor abgerissen, sodass wir auf einem Feld mit Schutt standen und uns mit unserer Fantasie behelfen mussten.

Bei der Erforschung des Geländes

Dank der sehr detaillierten, mit vielen Zitaten von Zeitzeugen gespickten Erzählungen ging dies sehr gut. Die anwesenden FehrbellinerInnen interessierten sich sehr für das, was Cord herausgefunden hatte. Doch wir sahen nicht nur die Überreste des Lagers, sondern auch die frühere Bastfaserfabrik, in der die Häftlinge arbeiten mussten.

Nach der etwa zweistündigen Führung fuhren wir, verfroren wie wir waren, ins Rathaus, wo ein Gespräch zwischen den FehrbellinerInnen, einem Zeitzeugen und uns stattfinden sollte. Nach unseren Vorstellungen wollten wir uns aufteilen, sodass eine Gruppe mit der Bürgermeisterin und eine mit dem Zeitzeugen reden könnte. Dies kam aber nicht zustande. So mussten wir unsere Fragen an die Bürgermeisterin und den Zeitzeugen in der ganzen Gruppe stellen. Nach kurzer Zeit verlief das Gespräch nur noch zwischen den FehrbellinerInnen und den Teamern. Wir hätten uns ein konstruktiveres Gespräch gewünscht, bei dem wir als Gesprächspartner ernst genommen werden.

Gespräch im Rathaus

Bald darauf machten wir uns, erfreut über die Zusagen der Bürgermeisterin, aber auch unzufrieden über die Art des Gespräches auf den Weg nach Flecken-Zechlin. Wir hatten die Zusage bekommen, dass sich etwas in Fehrbellin tun würde. Vielleicht in Form einer Gedenkstätte, vielleicht aber auch "nur" in Form eines Gedenksteins, das würde die Zeit zeigen. Den Rest des Tages verbrachten wir mit Diskussionen über Fehrbellin.

Beim Seminar

Am Sonntag gestanden wir uns endgültig ein, dass es ein nächstes Seminar geben würde. In diesem wollten wir eine Homepage vorbereiten und erstellen. Wieder teilten wir uns in Gruppen auf, um dies genauer zu planen. Eine Gruppe verfasste einen Brief an die Bürgermeisterin und den Jugendpfleger, in dem wir Vorschläge zur Aufarbeitung der Fehrbelliner Geschichte zwischen 1933 bis 1945 machten.

Danach fuhren wir nach Hause, um dort voller Tatendrang unsere Artikel für diese Homepage zu schreiben. Was die Zukunft uns diesmal bringen würde, war wieder einmal ungewiss, doch die Weiterarbeit in Fehrbellin stand fest.