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Jüdisches Leben in Sathmar

Die alte Synagoge in Sathmar An einem Vormittag im März trafen sich zwölf Schülerzeitungsmitgliedervor dem Internat des Deutschen Lyzeums Johann Ettinger, um etwas über das Leben der Sathmarer jüdischen Gemeinde zu erfahren. Dieser Besuch diente u.a. der Vorbereitung der Jugendbegegnung in Berlin. Wir waren gleichzeitig aufgeregt und interessiert. Tausende Fragen schossen uns durch den Kopf, die auf irgendeine durstlöschende Antwort warteten.
Herr Sebök, ein mit grauen Haaren und Augengläsern ausgestatteter Mann und Mitglied der jüdischen Gemeinde, hatte sich bereit erklärt, uns die Synagoge und den jüdischen Friedhof zu zeigen. Er erzählte uns die ganze Geschichte der jüdischen Gemeinde in Sathmar von früher und heute. Bemerkenswert und traurig ist das heutige Leben der Gemeinde. Zurzeit leben nämlich nur noch ca. 100 jüdische Gemeindemitglieder in Sathmar, die meisten Mitglieder sind alte Leute. Wir durften erstmal die große Synagoge besichtigen. Hier blieben alle außer Atem, da dieses Gebäude nicht nur voller Staub war, sondern auch sonst alle Zeichen des Vergessenseins während der letzten Jahrzehnte trägt: nicht nur die zerbrochenen und zersplitterten Fensterscheiben, die Tauben und die uralten Bänke sondern auch die beschädigten Wände. Atemberaubend sind gleichzeitig auch die Merkmale, die diese Synagoge so schön machen. Groß, mit alten Verzierungen und kunstvollen Malereien.
Neben der großen befindet sich die kleine Synagoge, so mussten wir nicht weit laufen. Die kleine Synagoge strahlte etwas Lebendiges aus. Und diese lebendige Ausstrahlung ist ein Wahrzeichen der jüdischen Gemeinde von heute, die nur noch diesen Raum für ihre Gottesdienste nutzt und sich trotz allem nicht unterdrücken lässt. Es gibt also durchaus noch Juden in Sathmar, auch wenn die meisten während des 2. Weltkrieges (hier von den Nazis) und danach (dann von den Kommunisten) ermordet bzw. aus ihrer Heimat vertrieben wurden. Niemals dürfen wir vergessen, dass Sathmars Zentrum einst von vielen jüdischen Familien bewohnt war.

Der Pessah-Gottesdienst in der Sathmarer Synagoge In den Ferien im April haben wir die Gemeinde übrigens ein zweites Mal besucht und zwar zum Pessah-Gottesdienst. Das war sehr interessant und ganz anders als die Gottesdienste, die wir kennen. Nachher wurden wir vom Vorsitzenden der Gemeinde noch zum Mittagessen eingeladen. Sehr nett!

Am Ende unseres ersten Besuchs im März hatte man uns noch erlaubt, den jüdischen Friedhof zu besichtigen. Hier konnte man wirkliche Trümmer der Gräber sehen. Und nicht nur die Trümmer waren es, die uns überraschten, nein, ein richtiger Urwald herrscht auf den beiden Friedhöfen. Da aber viele Familien ausgewandert sind, blieben hier in Sathmar nur die Grabsteine. Grabsteine die schweigen und stumm sind. Wenn sie aber reden könnten, würden wir vielleicht alles erfahren. Alles würden wir über das schöne und das schlechte Leben einer jüdischen Familie in Sathmar erfahren, die zu einer Zeit gelebt hat, die lange vergangen ist und doch nicht vergessen werden darf. Über Menschen die gelitten und geweint haben, aber auch über ihre glücklicheren Zeiten in Sathmar.

Das Denkmal vor der Synagoge: In memory of the more than 18.000 Jews of Satu-Mare and its surroundings that in may-june 1944 were deported on orders of the hungarian fasicst government to the deathcamps of Auschwitz Birkenau where the overwhelming majority were killed. May their memory be blessed forever! Eine Zeitzeugin berichtet von der Deportation aus Sathmar Immerhin ein Denkmal, das an die Ermordung vieler Sathmarer Juden durch die Deutschen während der Zeit des Nationalsozialis-
mus erinnert, gibt es schon auf dem Friedhof. Und ein weiteres wurde am 10. Juni auf dem Gelände der Synagogen eingeweiht.


Text von Isabella Weibel

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