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Unsere Erfahrungen mit Bettlern in Sathmar

Der zweite Tag unserer Begegnung begann mit einer ausführlichen Kennenlernrunde und einer kurzen Einführung in unser Thema Frieden ist mehr als nicht Krieg. Dann folgten eine Reihe von neuen Aufgaben. Die Franziskas haben uns in drei Gruppen aufgeteilt und jede Gruppe hatte eine eigene Aufgabe. Die erste Gruppe: Lea, Janina, Franzi, Gina, Oli und Bianca sollten auf der Straße mit Bettlern, armen Leuten oder armen Kindern ins Gespräch kommen. Es ging uns um entscheidende Fragen wie: Wo sie wohnen? Ob sie eine Familie haben? Ob sie nur vom Betteln leben? Wieso sie das machen?
Wer schon mal in Rumänien war weiß, dass es viele Bettler gibt, die ihr tägliches Einkommen auf der Straße verdienen. Sie haben eigene Stammplätze, wo man sie immer finden kann. So ein Platz ist auch die Nebenstraße der römischkatholischen Kathedrale in Sathmar. Da die Deutschen nicht rumänisch oder ungarisch konnten, haben Oli und Bianca die Bettler befragt. Natürlich erst nachdem sie ihnen eine kleine "Spende" gegeben hatten.
Der Mann, den wir angesprochen haben, saß im Rollstuhl, hatte offensichtlich eine Seitenlähmung und eine Sprachbehinderung. Ohne seine Schwester wäre uns die Kommunikation sicher schwer gefallen, aber seine Schwester war sehr nett und hat alle unsere Fragen beantwortet.







So erfuhren wir, dass die beiden jeden Monat 120 Lei (das sind ca. 35,00€ ) vom Staat bekommen aber da dies sehr wenig ist, müssen sie nebenbei arbeiten oder richtiger ausgedrückt, betteln gehen. Die junge Frau meinte, auf diese Weise würden sie durchschnittlich 20 Lei pro Tag dazu verdienen. Nach unseren Schätzungen würden sie so 600 Lei pro Monat erbetteln, was umgerechnet 160,00€ sind und damit immer noch zu wenig für zwei Personen zum Leben ist. So haben wir uns die Frage gestellt, ob sie die Wahrheit sagen, denn ihre Aussagen haben ein paar Zweifel geweckt. Die rumänischen Mitglieder der Arbeitsgruppe waren sich dann auch sicher, dass Bettler oft mehr als die behauptete Summe am Tag einnehmen würden. Unterstützt bei diesen Vermutungen hat uns das saubere und gepflegte Aussehen der Bettler, ihre selbst gemachte Angabe, dass sie sich Fruchtsäfte leisten und dass sie recht gut angezogen waren.
Allerdings sind das alles "Tatsachen" , die wiederum der harten Realität zu widersprechen scheinen, denn oft hören wir gleichzeitig, dass die Bettler in kleinen selbst gebauten Hütten ohne Strom und Leitungswasser leben.
Unser nächster Ansprechpartner waren ein Mann mit seinem Sohn. Der Mann sah recht gepflegt aus, hatte ein weißes und sauberes Hemd an, dagegen sahen das Gesicht und die Hände des kleinen Jungen ganz schmutzig aus, die er dann auch noch







in seinen Mund steckte. Wahrscheinlich als Zeichen des Hungers.
Nach einem zehnminütigen Gespräch waren wir uns aber einig, dass der Mann nur vorgab krank zu sein, denn er schien am Ende selbst nicht zu wissen, welches Bein eigentlich zitterte. Unserer Meinung nach ganz eindeutig ein Schwindler! Das ganze Gespräch mit dem Mann half uns dann auch nicht weiter, da er uns nicht wirklich antworten wollte. Er redete an unseren Fragen vorbei und auf die Frage, ob er staatliche Unterstützung bekommen würde, antwortete er erst gar nicht.
Wir meinen, dass es viele arme Leute gibt, die nicht Betteln gehen, die lieber in den Mülltonnen nach Essen suchen oder auf einer Bank im Park schlafen, weil sie nicht von den Almosen anderer leben wollen. Aber diese sind nur die Ausnahmen! Deshalb stellen wir uns die Frage: Warum betteln denn so viele Leute? Sie hätten doch andere Aussichten, oder nicht? Die Befragten waren nicht alle arbeitsunfähig, denn die Schwester des Mannes im Rollstuhl und der Mann mit dem Sohn hätten sich auch einen Arbeitsplatz suchen können. Allerdings muss man einräumen, dass Sohn und Bruder der beiden dann kaum versorgt werden könnten.
Viele Bettler scheinen unserer Meinung nach aber auch nicht aus ihrem Elend heraus zu wollen. Solange sie ihre Mentalität zur Bettelei behalten, wird sich nichts an ihrer Situation verändern. Das ist aber nur eine Seite der Münze. Auf der anderen steht:







Würde der Staat diesen Menschen eine bessere soziale und gesellschaftliche Hilfe geben, ihnen ihre eigene Lage erklären und ihnen wirklich Angebote machen, ihr Dasein zu verbessern, würde die Quote der Ärmsten der Armen in Rumänien wohl auch ganz sicher sinken!

von Bianca Rusu und Timea Poszet

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