Seit 1992 bemühte sich die Agenda des Pankower Bezirksparlaments den von 1851-1939 lebenden Bürger Josef Garbáty, der sich u.a. für soziale Belange in seinem Umfeld einsetzte, zu ehren. Mit einer Umbenennung der Berliner Straße nach dem jüdischen ZigarettenfabrikantenGarbáty waren jedoch viele Anwohner, sowie Ladenbesitzer, der Nichtraucherverbund Berlin e.V. und weitere Gruppierungen nicht einverstanden. |
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Eine alte Dame bei der Bürgerversammlung meinte: "Es gibt genügend deutsche Fabrikanten, die sich um Pankow verdient gemacht haben." Weiterhin verwiesen die Anwohner und Ladenbesitzer auf die zusätzlichen Kosten für neue Visitenkarten und Stempel.
Der Nichtraucherverbund e.V. argumentierte damit, dass es für zwei Drittel der Bevölkerung eine Beleidigung sei, einen Ort nach einem "ehemaligen Bürger jüdischen Glaubens, einen Zigarettenfabrikanten, der ausschließlich profitorientiert" seine Ziele wahrnahm, zu benennen. |
Um das Pankower Gesicht zu wahren, haben sich Bezirkspolitiker dafür ausgesprochen, den Bahnhofsvorplatz vom U- und S-Bahnhof Pankow nach Garbárty zu benennen und ein Straßenschild mit der Aufschrift "Garbáty" , sowie eine Gedenkplatte errichten zu lassen.
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Durch seinen Vater inspiriert, begann Josef Garbáty Rosenthal und seine Frau Rosa Rahel 1879 mit der Herstellung von Zigaretten und Tabakwaren in Hand- und Heimarbeit. Mit Unternehmensgeist und Organisationstalent konnte Josef sein Unternehmen ständig erweitern und ausbauen. Im Jahre 1906 kauft er ein Grundstück in der Hadlichstraße, auf dem das erste Fabrikgebäude entstand, welches durch die fortschreitende Mechanisierung des Betriebes und das Heranwachsen der Mitarbeiter auf 800 ein verkaufsorientiertes Unternehmen mit gutem Ruf wurde.
Auf der Weltausstellung 1910 in Brüssel werden Fabrikate der Firma mit Auszeichnungen belohnt und des weiteren war Josef Garbáty Rosenthal Hoflieferant von Herzögen und von Fürsten. |
Es wird 1912 ein zweites Fabrikgebäude errichtet und 1930 ein drittes, um die 1600 Arbeitnehmer zu beherbergen. Das Unternehmen Garbáty bildete Lehrkräfte aus, besaß eine eigene Kantine, eine eigene Aktiengesellschaft "Pa-Pa-Ge" ((Pappen-und Papierverarbeitungsgesellschaft), ein neungeschossiges Tabak-Lagergebäude, welches ca. 3 Millionen kg Rohtaback fasste, in etwa 30 Liefer- und Überland-Transportwagen und eine ?Cigaretten-Tabak-Einkaufs-Gesellschaft?, |
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die zur Versorgung der deutschen Zigarettenindustrie mit Rohtaback diente. Darüber hinaus wurden ab 1919 Fabrikate nach Italien, Holland, Dänemark und in die Schweiz exportiert. Ab 1920 entstehen Zweigbetriebe und Vertriebsorganisatoren in Dresden, Kowno (Litauen), Saarbrücken und Danzig.
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Seinen Rücktritt gibt Josef im Jahre 1929 bekannt und somit wird die Firma nur noch von seinen Söhnen Eugen L. und Moritz geleitet.
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Auch sozial engagierte sich die Familie Garbáty - Rosenthal und unterstützte die Jüdische Gemeinde kontinuierlich. Besonders benötigt wurden Zimmer und Freibetten in den Berliner jüdischen Krankenhäusern und in einem jüdischen Altersheim
Josef stiftete einen Lehrstuhl der "Hochschule für die Wissenschaft des Judentums" und den Betsaal des "Jüdischen Waisenhauses" in Pankow und es erfolgten weitere Sachspenden, besonders zu Festtagen, wie Chanukka.
Eine Schenkung von 50. 000 Mark ging an den Pankower Bürgermeister Wilhelm Kuhr zur Errichtung der Stiftung "Josef Garbáty" für gemeinnützige Zwecke zum Geburtstag des Kaisers.
Mit den Zinsen wurde die Volksbühne Norden e.V. unterstützt.1935 wurde die Stiftung aufgelöst.
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Drei Jahre später unterlag die Familie Garbáty - Rosenthal der sogenannten "Arisierung" und verlor durch "Zwangsverkauf" ihren gesamten Besitz von 45. 784 qm Fläche. Josef Garbáty - Rosenthal wanderte 1939 nicht mit seinen Söhnen Eugen L. und Moritz und deren Familien nach Amerika aus.
Er starb in dem selben Jahr im Alter von 88 Jahren.
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Quellenangaben:
"Jüdisches Leben in Pankow" - Edition Hentrich 1993
"Jüdische Lebensbilder aus Pankow" Edition Hentrich 1996
"Das Jüdische Waisenhaus in Pankow" Verein der Förderer und Freunde des ehemaligen Jüdischen Waisenhauses in Pankow e.V. 2001
"Freundeskreis der Chronik Pankow e.V.", Dietzgenstraße 42, 13156 Berlin
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