Das Leben von Frau Zeller im alten Berlin

Barbarossastr. Frau Zeller ging 1935 mit ihren Eltern nach Berlin. Sie war damals 10 Jahre alt. Es war schwer, eine Schule für sie zu finden, da nur 1% jüdischer Schüler an den Schulen aufgenommen wurde. Sie wurde schließlich in der Caroline-von-Humboldt-Schule (Winterfeldstraße in Schöneberg) eingeschult.

Wera Zeller musste eine gute Schülerin sein, aber nie durfte sie die beste sein. Sie fühlte sich als Jüdin schuldig. Mit ihrer besten Freundin durfte sie nicht mehr spielen, weil deren Vater bei der SA (Sturmabteilung) war. Sie verstand nicht, warum man auf der Straße "Judenmädel" hinter ihr herrief. Sie hatte Angst, in Geschäfte und ins Kino zu gehen, weil an der Tür ein Schild stand: "Für Hunde, Neger und Juden verboten!"

Am 9. November 1938 war die "Reichskristallnacht", danach durfte sie nicht mehr zur Schule gehen. Ihre Eltern beantragten die Ausreise nach Chile. Ihr Vater war Nichtjude und wurde von der Gestapo aufgehalten. Er sollte sich vorher von seiner Frau trennen. Weil sie dachte, sie würde ihren Eltern Probleme bereiten, unternahm Wera Zeller einen Selbstmordversuch.
Für die Reise nach Chile durfte sie ihre Sachen nicht selber packen und keine Wertgegenstände dabei haben. Die SA holte ihre Möbel ab.
Am 11. Februar 1939 betrat sie mit ihren Eltern in Hamburg das Schiff. Die Angst vor der Verfolgung war vorüber, doch die Angst vor der Zukunft begann.