"Es war Ewo, die mich überzeugte unterzutauchen"

Edith Wolff, 1904 in Berlin geboren, wuchs als älteste von drei Schwestern in einem christlich - jüdischen Elternhaus auf. Sie wurde, wie ihre Schwestern, evangelisch getauft, suchte aber Ewo; ca.1924 den Kontakt zum Judentum. Edith Wolff war fasziniert von den Idealen der Jugendbewegung, des Sozialismus und der frühen Frauenbewegung. Vieles davon fand sie im Zionsmus vereint.
1934 trat sie zum Judentum über, was in erster Linie einer "rein politischen Protesthaltung" entsprang. Erst Jahre später konnte sie diesen Entschluß auch auf der religiösen Seite nachvollziehen.
Schockiert über die Gleichgültigkeit der Mitmenschen gegenüber antisemitischen Terrormaßnahmen, versuchte EWO durch "Einzelaktionen", wie z. B. anonyme Schriften an Behörden, ihrer Empörung öffentlich Ausdruck zu verschaffen.
"Ich habe das Gefühl, dass ganz Deutschland Braunschweig ist: Die eine Hälfte ist braun, die andere schweigt." 1937 machte sie mit Recha Ewo und Jizchak Freier Bekanntschaft, die ihr vorschlug eine Abteilung der "Jüdischen Jugendhilfe" zu übernehmen. Hier lernte EWO Jizchak Schwersenz kennen, der als Lehrer auch mit der Jugendalija zu tun hatte.
Sie schätzte Jizchak sehr, denn durch ihn hatte sie religiöses jüdisches Brauchtum kennen und lieben gelernt.
Ende 1938 kam es zu einem Konflikt unter den Mitarbeitern. Alarmiert durch die Deportationen polnischer Juden hatten Recha Freier und EWO gefordert auch illegale Aktionen durchzuführen. Das stieß jedoch auf starke Ablehnung und führte zum Ausschluß der beiden Frauen.
Einer ihrer Lieblingssprüche: "Man kann nicht alle Torten essen." Nachdem 1941 in Berlin die ersten Deportationen begannen, versuchte EWO illegale Fluchtmöglichkeiten zu schaffen. Von nun an begann sie für die Untergetauchten zu sorgen, indem sie Lebensmittelkarten und Ausweise beschaffte. 1943 gründete sie mit Jizchak Schwersenz die illegale Gruppe "Chug Chaluzi" (Kreis der Pioniere).
Im selben Jahr erhielt EWO die Aufforderung sich bei der Gestapo zu melden. Um keine Belastung für die Gruppe zu sein, entschloß sie sich nicht unterzutauchen, sondern sich zu Ewo und Jizchak 1986 in Haifa melden.
Nach siebenmonatiger U-Haft, u.a. im KZ Ravensbrück, fand Anfang 1944 der Prozeß statt. EWO wurde wegen "Judenbegünstigung" zu zwei Jahren Haft verurteilt, durchlief 18 Gefängnisse und wurde 1945 befreit.
Unmittelbar nach ihrer Befreiung engagierte sie sich sofort wieder in der Frauenfriedensbewegung. So nahm sie z.B. 1949 an einem internationalen Friedenstreffen teil, das von Frauen organisiert wurde, die das KZ Ravensbrück überlebt hatten. Im Dezember 1950 ging EWO in die Schweiz und von dort 1953 nach Israel. Dort arbeitete sie für einige Zeit in der Gedenkstätte Yad Vashem. Im Laufe der Zeit engagierte sie sich mehr und mehr für die jüdisch - arabische Verständigung. EWO verstarb 1997 im Alter von 93 Jahren in Haifa.