"Jude, Jude!" - schon in der Schule wurde ich geschlagen

Am 30. Mai 1915 wurde Heinz-Joachim Schwersenz (ab 1929 Jizchak Schwersenz) in Berlin geboren. In Charlottenburg verlebt er eine erfüllte Kindheit bis zur Einschulung in die Gemeindeschule 15/16 in der Spreestraße. Jizchaks SchulklasseHier mußte er erstmals antisemitisches Verhalten durch andere in Form von Ausgrenzung, Spott und Hohn erfahren.
"Es gab auch Lehrer, die freche antisemitische Bemerkungen machten..." In seiner Freizeit besuchte er die jüdische Religionsschule. Hier fand er die Gemeinschaft, die ihm in der Schule verwehrt wurde. Im Laufe der Jahre folgte außerdem die Mitgliedschaft in verschiedenen jüdischen Pfadfinder- und Jugendbewegungen, u.a. im religiös-orthdoxen Jugendbund Esra. Jizchak Schwersenz als Pfadfinder
Von 1925 bis 1933 besuchte Jizchak Schwersenz das Schiller-Realgymnasium in Charlottenburg. Inzwischen hatte er mit Hilfe der jüdischen Bewegung gelernt, für seine Überzeugung selbstbewußt einzutreten. Das sicherte ihm den Respekt von vielen Mitschülern und Lehrern. Dennoch wurde nun der Antisemitismus in der Schule stärker und offener gezeigt als je zuvor. (Sie war damit zu einem Spiegel der gesamtgesellschaftlichen Stimmung geworden.)
Auch außerhalb der schulischen Grenzen wurde Schwersenz jetzt mit unzweideutigen Anfeindungen konfrontiert. Im Jahre 1931, bei einem Treffen seines derzeitigen Jugendverbandes Kadima, wurde z.B. das große jüdische Bundeslager von Nazijugendgruppen angegriffen. Die Polizei reagierte verspätet und griff nur zögerlich ein. Noch auf dem Weg zum Bahnhof wurden die jungen Juden beschimpft und mit Steinen beworfen.
Nicht nur solche Erfahrungen gaben den Mitgliedern der jüdischen Jugendbewegung ein Gefühl der Zusammengehörigkeit. Für den jungen Jizchak war das Judentum zu etwas geworden, das ihm Halt und Sicherheit gab und ganz entscheidend seine persönliche, religiöse und politische Entwicklung beeinflußte. Immer mehr fühlte er sich vom Zionismus angezogen.
Um auch anderen jüdischen Jugendlichen die gleiche Erfahrung zu ermöglichen, wurde er 1933 zum Mitorganisator einer Jugendfahrt nach Holland. Während er sich als Gruppenleiter in dem Sommerlager befand, nahmen die Repressalien gegen die jüdische Minderheit in Deutschland zu. Aus Angst vor Verfolgung kehrte Schwersenz zunächst nicht nach Berlin zurück.

1935 kehrte Jizchak Schwersenz auf Bitten Josef Burgs , dem Leiter des "Bundes religiöser Pioniere", zurück nach Deutschland, um die Leitung von Jugendgruppen zu übernehmen. Möbelsammlung für das Heim der Jugend Alija; Köln 1936 Dort war durch zunehmende Repressionen gegen die Juden das Interesse der jüdischen Jugendlichen an der Arbeit der Bünde und an einer Auswanderung nach Palästina gestiegen. In einer zunehmend feindlichen Umwelt wurden die Bünde zur moralischen Stütze der Jugendlichen und boten ihnen außerdem die Möglichkeit einer Ausbildung. Von 1935 bis 1937 arbeitete Jizchak Schwersenz in einem Kinderheim in Köln und begann drüber hinaus eine Ausbildung zum Religionslehrer.