Terrororganisationen, Konzentrationslager, Vernichtungslager und Zwangsarbeit

 

Die Herrschaftssicherung des nationalsozialistischen Regime in Deutschland erfolgte von Beginn an durch die ständige Anwendung und Androhung von Terror. Zu den Trägern des Terrors gehörten die SA („Sturmabteilung“), die SS („Schutzstaffel), der SD („Sicherheitsdienst“) und die Gestapo („Geheime Staatspolizei“). Das Vorgehen wurde mit immer neuen Gesetzen, Rechtsvorschriften, Richtlinien und Erlassen verschleiert und verbarg so die systematische Entrechtung. Solche Bezeichnungen wie „Schutzhaft“, „vorbeugende Verbrechensbekämpfung“, „Volksfeinde“, „Volksschädlinge“ oder „polizeiliche Vorbeugehaft“ sollten ihr Handeln legitimieren. Im Dezember 1937  wies das Reichskriminalpolizeiamt in seinen Richtlinien zu dem „Grundlegenden Erlass“ des Innenministeriums „über die vorbeugende Verbrechungsbekämpfung durch die Polizei“ den Konzentrationslagern der SS ausdrücklich die Funktion von „staatlichen Besserungs- und Arbeitslagern“ zu. Es ging also nicht allein um die Ausschaltung politischer Gegner, sondern auch um die „ökonomische Verwertbarkeit“. Die „Ausmerzung angeblich minderwertigen und unproduktiven Lebens“ sollte dem folgen.

Verantwortlich für die Organisation des Terrors war der SS-Reichsführer und Gestapo-Chef Heinrich Himmler. Bestimmend waren dabei ideologisch-politische, wirtschaftliche und machtpolitische Motive.

Erste Lager wurden bereits 1933 eingerichtet. Hier wurden zunächst die Häftlinge der ersten Massenverhaftungen, Kommunisten und Sozialdemokraten sowie andere Gegner des Regimes eingewiesen.  In der zweiten Phase (1934 bis 1939) kamen andere Gruppen dazu, wie „Asoziale“, Homosexuelle, Bibelforscher (Zeugen Jehovas), „Arbeitsscheue“ oder „Berufsverbrecher“. Mit Beginn der territorialen Ausdehnung gewann zunehmend der Zwangsarbeitereinsatz der Häftlinge an Bedeutung. Mit Beginn des Zweiten Weltkriegs nahmen die Häftlingszahlen und die Anzahl der Lager immer mehr zu. Der Krieg im Osten war ein rassenimperialistischer Eroberungskrieg. Die nationalsozialistische Besatzungspolitik folgte dem Prinzip der „Verwertung und Vernichtung“. So wurde im Sommer 1940 aus einem Durchgangslager zur Aufnahme polnischer Häftlinge der größte Konzentrationslagerkomplex errichtet: das Arbeits- und Vernichtungslager Auschwitz / Birkenau. Weitere Vernichtungslager sollten folgen.

Mit dem Beschluss der sog. „Endlösung der Judenfrage“ auf der Wannseekonferenz am 20.1.1942  begann die Deportation der europäischen Juden in die besetzten Ostgebiete, in Ghettos und in die Vernichtungslager. Sechs Millionen Juden wurden Opfer des deutschen Nationalsozialismus in den errichteten „Todesfabriken“ Belzek, Sobibor, Treblinka, Chelmno, Maidanek, Auschwitz-Birkenau. Sie wurden ermordet durch Massenerschießungen und Vergasungen, sie starben an Hunger und Krankheiten, sie wurden durch Terroraktionen des Wachpersonals umgebracht oder überlebten die Zwangsarbeit nicht.

Mit der Kriegswende 1943 erweiterte man die Konzentrationslager durch annähernd 1000 Nebenlager zur Aufrechterhaltung der Rüstungsindustrie. Erbarmungslos wurden die Häftlinge, Kriegsgefangenen und vor allem die sog. „Fremdarbeiter“ ausgebeutet. Im Sommer 1944 waren es ca. 7,6 Millionen Fremdarbeiter, aus der Sowjetunion 2,8 Mill., aus Polen 1,7 Mill., aus Frankreich 1,3 Mill., aus Italien 590 000, 280 000 Tschechen, 270 000 Holländer und 250 000 Belgier.

Das Ausmaß der Vernichtungspolitik sollte sich erst nach der Niederlage offenbaren. Bis heute steht die Frage der Wiedergutmachung und Entschädigung.

Land Jüdische Bevölkerung
September 1939
Jüdische
Verluste
Prozentsatz der jüdischen Verluste
Polen 3 300 000 2 800 000 85,0
UdSSR, besetzte Gebiete 2 100 000 1 500 000 71,4
Rumänien 850 000 425 000 50,0
Ungarn 404 000 200 000 49,5
Tschechoslowakei 315 000 260 000 82,5
Deutschland 210 000 170 000 81,0

Zusammengestellt nach:
Deutsche Geschichte der neuesten Zeit, Norbert Frei: Der Führerstaat, Deutscher Taschenbuch Verlag München 1993
Historisch-Politische Weltkunde, Weimarer Republik und Nationalsozialismus, Ernst Klett Schulbuchverlag Stuttgart