1. Rettung

Er arbeitete als Zwangsarbeiter für die deutsche Straßenbaufirma Kirchhof und war zu diesem Zeitpunkt mit dem Ausschachten eines Grabens beschäftigt, als ein SS-Mann Sand von seiner Schaufel abbekam. Daraufhin zog der Soldat seine Waffe und wollte ihn erschießen. Eine deutsche Frau, die offensichtlich den Vorfall beobachtet hatte, kam aus ihrem Geschäft gelaufen. Sie hinderte den Soldaten an seinem Vorhaben, indem sie ihm zurief, dass es ihre Kunden vertreibe, wenn er jetzt schieße. Der Soldat steckte die Waffe daraufhin weg und ging davon. Sie sah, dass der Zwangsarbeiter unter Schock stand und nahm ihn mit ins Geschäft. Sie reichte ihm ein Glas Wasser. Durch ihr unerschrockenes Eingreifen hatte sie ihn gerettet.

 

2. Rettung

Alle Häftlinge wurden zur täglichen Musterung auf den Appellplatz gerufen. Auf diesen Appellen wurden die arbeitsunfähigen, durch Krankheit und Auszehrung geschwächten Häftlinge „ausgesondert“, das heißt in der SS-Sprache „selektiert“. Diese waren dem Tod geweiht und mussten sich auf die linke Seite stellen. Die Arbeitsfähigen standen rechts. Er stand mit auf der linken Seite und wurde mit den anderen auf einen Berg gebracht. Dort mussten sie sich ausziehen. Plötzlich kam ein guter Freund von ihm, der etwas Autorität im Lager genoss, und sagte zu einem SS-Mann, dass Isaak Zuckerkandel noch jung und arbeitsfähig wäre. Er zögerte nicht lange, zog sich schnell die Kleidung eines Fremden an und stellte sich auf die rechte Seite. Sein Freund sorgte dafür, dass er von den Listen des Lagers gestrichen wurde und setzte ihn auf die Arbeitsliste von der Firma Kirchhof.

Ein zweites Mal war er gerettet. Sein Retter wurde 8 Tage später mit seiner Familie erschossen.

 

3. Rettung

Am Montag früh verlässt er mit 600 anderen Arbeitern das Lager zur Arbeit bei der Firma Kirchhof. Nach 8 Tagen schwerster Arbeit waren alle kraftlos. Sie sollten gegen neu Arbeitskräfte ausgetauscht werden und in ein Vernichtungslager gebracht werden. Nach einem langen Fußmarsch kamen sie in das Lager Sasslaff und bekamen, für ihre Verhältnisse, ein erstklassiges Mittagessen. Daraufhin erfuhren sie das sie am nächsten Tag erschossen werden sollten. Man ließ in dieser Nacht noch die Erschießungsgräben von Arbeitern ausheben, während sie in einem riesigen Keller eines sehr großen Gebäudes schlafen sollten. Doch zuvor sollten sie sich, vor der Tür des Kellers, nackt ausziehen, wobei viele, wegen der Dunkelheit, in Panik gerieten. In dieser Nacht kam ein Kollege zu Isaak Zuckerkandel und erzählte ihm, dass in der Ecke des großen Kellers ein riesiger Haufen Kartoffeln sei und dass er ihn dort eingraben würde. Isaak Zuckerkandel zögerte nicht lange und ließ sich eingraben, woraufhin er einige Tage bewusstlos in diesem Haufen lag. Bis er Freitag früh, mit einem weiteren Überlebenden, von einigen Mädchen, die in der Küche arbeiteten, gefunden wurde. Ein dritter konnte nur noch tot aus dem Haufen gezogen werden. Die Mädchen besorgten ihnen Kleider. Isaak Zuckerkandel ging wieder zur Firma Kirchhof. Nach nun drei Jahren erlittener Erniedrigungen, Folter und Leiden entschloss er sich, nicht mehr auf „die Kugel“ zu warten und zu fliehen.

 

Die Flucht

Nach einem harten Arbeitstag grub er sich, am 15. November 1942, in ein Feld ein, welches neben seiner Arbeitsstelle lag, und wartete bis alle anderen Arbeiter und die Wachpersonen verschwunden waren. Nachdem er sich wieder ausgegraben hatte, begann er eine lange Wanderung. Isaak Zuckerkandel lebte für drei Monate in den Beskiden-Wäldern, in dem die Überlebensbedingungen schrecklich und schwer waren, dann versteckte er sich acht Monate in der Slowakei und weitere acht Monate in Ungarn als polnischer Christ. Als Ungarn dann am 18. März 1944 von Eichmann und deutschen Truppen besetzt wurde, flüchtete er vorübergehend wieder in die Slowakei und von dort aus dann wurde er, etwas später, wieder zurück nach Ungarn geschmuggelt. Nach einmonatigen Aufenthalt in Budapest überschritt er Ende August 1944 die rumänische Grenze. Ende Oktober 1944 machte er sich auf den Weg über die Türkei, Syrien und den Libanon nach Palästina.

Heute lebt Isaak Zuckerkandel in Jerusalem/Israel. Er ist der einzige Überlebende seiner Familie.